In der vergangenen Woche unternahm der Heimatverein Wettringen mit seinen Freunden eine Fahrt ins Frankenland. Vorbei an wunderschönen Wäldern und durch liebliche Täler erreichte die Gruppe die Stadt Suhl, gelegen am Süd-/Westrand des Thüringer Waldes. Suhl war in der ehemaligen DDR Bezirksstadt und wurde geschichtlich bekannt durch die Waffenproduktion. Das dafür erforderliche Eisenerz wurde an Ort und Stelle abgebaut und verhüttet. Nach der Wende erhielt Suhl den Rang einer kreisfreien Stadt und ist heute das größte Wirtschafts-, Verwaltungs- und Urlaubszentrum in Südthüringen. Im Jahr 2005 erhielt Suhl die Auszeichnung als Stadt des Friedens, da keine Waffen für Kriegszwecke mehr hergestellt werden. Von Steinwiesen, unserer Unterkunft, ging es mit der Gästeführerin Rosi Ross quer durch den Frankenwald. Sie informierte über das Leben der Menschen in diesem Bereich. In der „Königlich privilegierten Porzellanfabrik Tettau“, der ältesten Porzellanfabrik Bayerns, konnten die Wettringer Heimatfreunde den erfahrenen Mitarbeiterinnen beim Bemalen und Bedrucken des Porzellans über die Schulter schauen. In der nahe gelegenen Konfiserie Lauenstein – ehemals eine alte Mühle – wurden Pralinen, Trüffel und Schokolade von Hand gefertigt und es gab so manche Kostprobe. Für die Lieben zu Hause kaufte manch einer etwas von diesen Köstlichkeiten ein. Natürlich durfte ein Besuch in der Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein nicht fehlen. Vor mehr als 500 Jahren erschienen hier dem Schäfer Hermann Leicht die 14 heiligen Nothelfer und verlangten von ihm, dort eine Kapelle zu bauen. Daraus entstand nach wechselhafter Geschichte unter dem bekannten barocken Baumeister Balthasar Neumann im 18. Jahrhundert eine der bedeutendsten Barockbauten Bayerns. Den Mittelpunkt der Kirche bildet der von einem zierlichen Baldachin überdachte Gnadenaltar, umringt von den in Lebensgröße dargestellten 14 Nothelfern. „Die Deckengemälde von Johann Michael Feichtmeyr verleihen dem Kirchenraum einen feierlichen Glanz“, waren sich die Wettringer einig. Bei der Weiterfahrt beeindruckte das in er Ferne zu sehende ehemalige Benediktinerkloster Banz, das seit 1978 zum Gebiet der Stadt Bad Staffelstein gehört. Mittlerweile wurde es zu einem Bildungszentrum umfunktioniert unter der Leitung der Hans-Seidel-Stiftung. In Coburg gab es für die Heimatfreunde eine besondere Überraschung. Queen Victoria erschien „höchstpersönlich“ als Gästeführerin und machte mit den Wettringer Heimatfreunden eine Zeitreise durch die Geschichte Coburgs. In der Mitte des Marktplatzes erinnerte sie an ihren coburgischen Prinzgemal Albert, der dort als Statue in Übergröße zu sehen ist. Acht Kinder habe sie mit ihm gehabt, sagte die Queen. Leider sei er zu früh im Alter von 42 Jahren gestorben. „Aber mit unseren Kindern und Kindeskindern finden sich Angehörige des Hauses Coburg in Europa in 21 Herrscherhäusern, davon sind 15 in Königshäusern“, sagte die Queen stolz. „Man nennt mich zurecht die Großmutter Europas.“ Bedeutende Häuser wie das Rathaus oder das Schloss Ehrenburg erinnerten an vergangene Epochen. Einen Besuch starteten die Wettringer auch Bamberg, der Hauptstadt des mittleren Maingebietes, ab. Mit dem Führer Alexander Wahl ging es entlang der Regnitz. Er informierte ausführlich über seine Stadt mit ihren 70 000 Einwohnern. Da Bamberg im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört wurde, sind viele mittelalterliche Bauten erhalten. Ein Besuch des Bamberger Doms war ein Muss. Am Grab von Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde erinnerte Alexander Wahl daran, dass das Bistum Bamberg Anfang des 11. Jahrhunderts von ihm gegründet worden sei. Natürlich wurde gefragt, wer den berühmten und legendären Bamberger Reiter geschaffen habe und wen er darstelle. Das war auch dem Stadtführer unbekannt. Vom anliegenden Rosengarten ging der Blick über Bamberg bis hin zur Fränkischen Schweiz. Reges Treiben herrschte am alten und sehr schön restaurierten Rathaus mit den herrlichen Malereien an den Wänden. Es liegt in der Regnitz und ist nur über eine Brücke zu erreichen. Ein sicherer Ort in vergangenen Jahrhunderten. Erkundet wurde von Steinwiesen aus auch das wunderschöne Bayreuth. Ein Gang mit der Gästeführerin Erika Krogmann bei herrlichem Sonnenschein durch die Eremitage war für die Heimatfreunde pure Erholung. Nicht ausgelassen wurde ein Gang zum 1872 von Richard Wagner erbauten Richard-Wagner-Festspielhaus. Die Blütezeit erlebte Bayreuth unter der Regentschaft des Markgrafenpaares Friedrich und Wilhelmine. Sie war die Lieblingsschwester Frichdrich II. In Kulmbach machte der Gästeführer Berg die Wettringer mit der Geschichte der Stadt bekannt. Als ehemaliger Bierbrauer kannte er sich natürlich in diesem Bereich bestens aus. „27 Sorten Bier werden noch heute hergestellt und in die Welt versandt“, sagte er. „Zurecht wird Kulmbach die heimliche Hauptstadt der Biere genannt.“ Die Wettringer ließen sich im 600 Jahre alten Brauhaus Mönchshof ein kühles Bier zapfen. Natürlich gibt es nicht nur gute Biere in Kulmbach. Besuchenswert und beeindruckend war auch die historische Altstadt mit dem kleinen Rathaus aus dem Jahre 1752, der Spitalkirche, dem Weißen und dem Roten Turm sowie der Plassenburg aus dem 14. Jahrhundert. Der Tag klang am Abend mit einer gemütlichen Runde auf der Terrasse des Hotels aus. Auf der Heimfahrt wurde ein Stopp in Erfurt eingelegt. Das Gebiet an Saale und Unstrut ist das Ziel der nächsten Fahrt in der ersten Septemberwoche 2014. Wer Lust hat, kann sich das jetzt schon notieren.