Von der Handweberei zur Textilindustrie - unter diesem Thema stand der heimatgeschichtliche Kaminabend am Mittwochabend im Heimathaus. . Es waren natürlich auch einige Textiler gekommen, die jahrelang in den Webereien und Spinnereien in Wettringen und Neuenkirchen arbeiteten. Werner Janning, Vorsitzender des Heimatvereins, eröffnete den Abend und schlug einen weiten Bogen vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Über viele Jahrhunderte war die Handweberei neben der Landwirtschaft prägend für die Wirtschaftsstruktur des Dorfes. Die aus Flachs gesponnenen und gewebten Tuche dienten nicht zur Eigenversorgung, sondern wurden häufig von den hörigen Bauern im Westmünsterland als Abgabenverpflichtungen an ihren Grundherrn geliefert. Vor 2oo Jahren klapperten in etwa zwei Drittel der Wettringer Haushalte die Handwebstühle in der Webkammer oder auf der Diele. Janning skizzierte kurz den Niedergang der Handweberei - ausgelöst durch das Aufkommen der ersten Webmaschinen in der Mitte des 19. Jahrhunderts -,berichtete über die ersten kleinen Fabriken und über den Bau der Kümperschen Fabrik im Jahre 1893.
So beschreibt er in seinem Heft: “Streifzüge durch die Geschichte Wettringes“ in den Kapiteln zur Textilindustrie wie die beiden Firmen Cruse und Kümpers die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes prägten. „Die großen Umwälzungen in der Textilproduktion führten ab Mitte des 19. Jahrhunderts zum Ende der Handweberei. Die zweite große Textilkrise, etwa 1oo Jahre später beginnend, konnte Wettringen relativ gut meistern. Die späteren textilen Arbeitgeber Cruse und Kümpers sind heute verschwunden.“
Die Schließung des Wettringer Werkes im Jahr 1996 versetzte den betroffenen Mitarbeitern zunächst einen harten Schock. Der Ort war wie gelähmt. Hermann Münning: „Wir haben erst aus der Zeitung erfahren , dass die Firma dicht macht. Allerdings suchte zur gleichen Zeit die Firma Walki in Burgsteinfurt 6o Mitarbeiter, die auch Schichtarbeit kannten.“ Auch in den umliegenden Orten fanden die Wettringer Weber neue Arbeitsplätze.
1998 diente der Websaal als morbide Spielstätte , denn hier wurde das erste Musical des Fabriktheaters Wettringen „Der kleine Horrorladen “ aufgeführt. Das Hauptgebäude der Weberei Kümpers mit dem Kesselhaus wurde nicht abgerissen sondern von Wettringer Investoren erworben und 2oo2 renoviert.
Anschließend zeigte Hermann Münning einen Film mit Ton der Firma Kümpers, der anschaulich die verschiedenen Produktionsschritte in den Spinnereien und Webereien zeigte.
Es entwickelte sich eine rege Diskussion. So wurde die Frage gestellt , wieso die Firma Kümpers 1996 aufgab?
Hermann Münning, ehemaliger Webmeister: “Es wurden technisch noch sehr gut funktionierende Sulzer Webmaschinen zum Beispiel nach Indien verkauft, und die Werksleitung meinte , 'wiet wech, de seih wie nich wier,' aber da haben sie sich selbst ins Fleisch geschnitten, denn heute kommt doch alles aus Indien, China, Pakistan oder Bangladesch.“ Es gab natürlich auch noch andere Faktoren. Natürlich wurden auch Anekdoten erzählt.
Münning: “Johannes Werning kam mit einem Haflinger Pferd bei laufenden Maschinen in den Websaal; der Webstuhl wurde auf zwei Räder aufgebockt, wir hielten die Balance und das Pferd hat die Maschine raus gebracht. Wir haben sämtliche alten Webstühle mit dem Pferd aus dem Websaal herausgezogen.