Die Aktionstage, zu denen der Verkehrsverein Wettringen an jedem Mittwochnachmittag ins Heimathaus Wettringen einlädt, sind weit und breit sehr beliebt. Vielfach ist er das Ziel von Radtouren. Am Mittwoch, dem 10. Juni, wird er bereichert durch ein besonderes Bonbon: den großen Bauern- und Handwerkermarkt mit verschiedenen Ständen und vielen Produkten der heimischen Region. Mitgestalter ist der Heimatverein Wettringen, der sich stets über ein großes Interesse der Besucher an der Hofanlage freut. Neben dem Heimathaus selbst gibt es dort ein Backhaus, einen alten Schaftstall, eine Bleichhütte, eine Bleichhütte, Unterkunft für den Wächter, der in früheren Zeiten ein Auge auf das zum Bleichen ausgelegte Leinen warf. Des Weiteren stehen in einer Kappschüer alte landwirtschaftliche Geräte. Es kann nicht nur besichtigt, sondern auch vieles beobachtet werden. Das Problem der Umweltverschmutzung durch Plastiktüten kannte man vor Jahrzehnten nicht. Zum Einkaufen nahm man den „Einkaufskorb“ mit. Es gab den Beruf des Korbflechters. Wie schöne Körbe geflochten werden, und nicht nur Körbe, das demonstrieren die Korbflechter aus Nordwalde, die in Wettringen schon ihre zweite Heimat haben. Wer einen Korb erwerben möchte, dem bietet sich die Gelegenheit dazu. Eine weitere handwerkliche Tätigkeit aus alten Zeiten, als es viele kleine landwirtschaftliche Betriebe gab, wird gezeigt: die Herstellung von Seilen und Leinen. Für sie gab es einen großen Bedarf. Hermann Münning weiß noch, wie es gemacht wird, und er besitzt das Gerät dafür. Staubsauger? Vor 150 Jahren hätten die Hausfrauen dieses Wort nicht einmal gekannt. Gereinigt wurden die Räume mit Besen, die der Besenbinder herstellte. Clemens Hüwe zeigt, wie es gemacht wird. Eine in die Knochen gehende Arbeit war zur Erntezeit durchzuführen: das Mähen des Grases in den Wiesen, das Mähen des Getreides auf den Äckern. Das geschah im 19. Jahrhundert noch mit der Sense. Eine Arbeit, die Frauen und Alleinstehende nicht schaffen konnten. Gottfried Keller beschreibt in seinem Gedicht „Sommernacht“ so wunderschön die Hilfsbereitschaft junger Burschen, eine Hilfsbereitschaft, die heute Seltenheitswert hat.

Da heißt es:

Sommernacht

Es wallt das Korn weit in die Runde
Und wie ein Meer dehnt es sich aus;
Doch liegt auf seinem stillen Grunde
Nicht Seegewürm noch andrer Graus;

Da träumen Blumen nur von Kränzen
Und trinken der Gestirne Schein.
O goldnes Meer, dein friedlich Glänzen
Saugt meine Seele gierig ein!

In meiner Heimat grünen Talen,
Da herrscht ein alter schöner Brauch:
Wann hell die Sommersterne strahlen,
Der Glühwurm schimmert durch den Strauch,

Dann geht ein Flüstern und ein Winken,
Das sich dem Ährenfelde naht,
Da geht ein nächtlich Silberblinken
Von Sicheln durch die goldne Saat.

Das sind die Bursche jung und wacker,
Die sammeln sich im Feld zuhauf
Und suchen den gereiften Acker
Der Witwe oder Waise auf,

Die keines Vaters, keiner Brüder
Und keines Knechtes Hülfe weiß –
Ihr schneiden sie den Segen nieder,
Die reinste Lust ziert ihren Fleiß.

Schon sind die Garben festgebunden
Und rasch in einen Ring gebracht;
Wie lieblich floh'n die kurzen Stunden,
Es war ein Spiel in kühler Nacht!

Nun wird geschwärmt und hell gesungen
Im Garbenkreis, bis Morgenluft
Die nimmermüden braunen Jungen
zur eigenen schweren Arbeit ruft.

Diese Maloche setzte scharfe Sensen und Sicheln voraus. Diese Geräte mussten laufend geschärft werden, was durch das Dengeln geschah. Dafür hatte man einen kleinen Dengelamboss und einen entsprechenden besonders geformten Hammer dabei. Sensen zum Mähren des Grases waren andere zu dengeln als Sensen zum Mähen des Getreides. Beim Dengeln lässt sich Ernst-Josef Bültel über die Schulter schauen. Nicht minder notwendig war der Schmied im Dorf. Was er fertigte, davon kann sich der Besucher am Stand von Albert Bierfang überzeugen. Die Hausfrauen hatten so manche Tätigkeit auszuüben.. Sie mussten das Spinnen, das Buttern, das Brotbacken, oftmals auch das Weben beherrschen. Diese handwerklichen Tätigkeiten werden ebenfalls demonstriert, dazu eine Hausfrauenarbeit, die seinerzeit sicherlich alles andere als ein Vergnügen war: das Waschen der Wäsche. Das ging gewaltig in Arme und Beine. Margret Termühlen und Martha Bültel zeigen, wie das gemacht wurde. Noch vieles mehr bietet der Bauern- und Handwerkermakrt: Schafschur, Pergamentkust, Wildbienenhotels bauen, Kreatives aus Westfalenstoffen. Es lässt sich gar nicht alles aufzählen. Wer es wissen möchte, der sollte diesen großen Bauern- und Handwerkermarkt am Heimathaus Wettringen am Mittwoch, 10. Juni, in der Zeit von 14.30 – 17.30 Uhr einfach einmal besuchen. Da anzunehmen ist, dass Radtourer einen guten Appetit mit sich bringen, gibt es im Heimathaus Kaffee, Schnittchen und Kuchen.