„...Wenn aber nur vier Personen kommen, dann mach bitte kein Foto!“
Magdalene Münnings Sorgen um das Interesse am von ihr vorbereiteten heimatgeschichtlichen Kaminabend zum Thema „Alltag der Bäuerinnen früher“ erwies sich als grundlos. Die sechsfache Anzahl kam, um über das Leben und Wirtschaften der Frauen damals und heute zu erzählen und es zu vergleichen.. Am Herdfeuer ging das alles leichter, man erinnerte sich. Begonnen wurde mit einem Film – aufgenommen in Metelen vom dortigen Heimatverein – und Fotos, die das Leben auf den Höfen vor Jahrzehnten zeigten, vom Schlachten bis hin zum Verwursten, vom Melken und der Milchverarbeitung bis hin zum Buttern, vom Spinnen zum Sockenstricken und Weben, vom Mähen des Getreides und dem Binden der Garben per Hand bis zur Einfuhr. Viele erinnerten sich noch, dass die Mütter oder sie selber mit den Milchkannen am Fahrrad morgens um 6 Uhr zu den Wiesen „im Feld“ fuhren, die Kötter im Dorf hatten ihre Wiesen und Weiden nicht nahe beim Hof. Und die Milch, die zur Molkerei geliefert wurde, musste „gesiebt“ (vom Groben Schmutz befreit) in den Kannen um 9 Uhr an der Straße stehen. Dann kam „de Miälbuer“ mit Pferd und Wegen, um sie zu holen und zur Molkerei Brandt zu fahren.
Im Bereich Welberger Damm und Metelener Straße kam der Bauer Averbeck aus Welbergen. Heut aus hygienischen Gründen nicht mehr vorstellbar. Von diesen Erinnerungen ging es sehr schnell zum Gespräch. Die verschiedensten Bereiche wurden angesprochen. Vom Leben und Sterben, vom Heiraten und dem Kinderkriegen. Geheirater wurden die Mädchen aus der Nachbarschaft, aus dem Dorf. Weiter her holten man selten eine Frau. Wie weit der Bereich war, in dem man auf Freiersfüßen unterwegs war, „das hing von der Mobilität ab: zu Fuß, per Fahrrad, Kutsche oder später per Auto“. Und Liebe war auch nicht immer im Spiel, oft wurden die Paare „zusammengeküert“. Man heiratete standesgemäß, Kötter zu Kötter, Bauer zu Bauer usw. Frauen von Kleibauern ehelichten kaum „Männer vom Sand“. Da gab es oftmals gewaltigen Splien. Beliebt waren die „Piggenbräute“, also Mädchen, die einen Hof erbten. Wie sagte ein auf Freiersfüßen befindlicher Bauernsohn: „Äs ich denn Hoff sög, dao wüss ick, dat ick dat Wicht lieden mog.“ Auf so manchem Totenzettel finde man Hinweise auf Standesbewusstsein. Es verstarb der „Kolon“, es verstarb der „Gutsbesitzer“. Das Motto lautete vielfache „Liebe vergeht, Hektar besteht.“
Erinnert wurde, das Frauen häufig aus Niedersachsen, den armen Sandgebieten, nach Westfalen kamen. Sie arbeitenen einige Tage als Schneiderinnen auf den Höfen so manche „blieb hängen“. Und das Idealbild der Bauersfrau war nicht unbedingt Schönheit. Eine Gesprächsteilnehmerin beschrieb die Bauersfrau so: „Wenn die Bauersfrau in der Tennentür stand, dann musste es im Haus schattig werden.“ Wie nannte man diese wuchtigen Bäuerinnen doch? Merschke! Zu sagen hatten es die Männer, so die allgemeinen Erinnerungen, die Frauen mussten arbeiten und „die waren doch zehn Jahre lang jedes Jahr schwanger.“ Das untergeordnete Verhältnis der Frauen zeigt so mancher Sterbezette. Beispiel: „Es verstarb die Witwe von Hermann Husken, Anna geb. Berlage“. Schnell vergingen die zwei Stunden. Einig waren sich alle: Man möchte die früheren Zeiten nicht wieder. „Da leben wir heute ja im Paradies.“
Zum nächsten heimatgeschichtlichen Kaminabend lädt der Heimatverein Wettringen am 25. Februar ins Heimathaus ein.