Die Sorgen, es könne sein, dass kaum jemand Interesse habe, an der Snad-Radtour teilzunehmen, schien sich um 14.15 Uhr noch zu bewarheiten. Es standen gerade mal fünf Pedalritter auf dem Gelände des Heimathauses. Aber dann stieg die Zahl rasant, so dass Werner Janning, Vorsitzender des Heimatvereins Wettringen, etwa 30 Personen willkommen heißen konnte.
Obwohl der Himmel kurz einmal Graupelkörner und Regen schickte, tat das der guten Stimmung keinen Abbruch. Unterwegs hatte man den Eindruck, die Radtour sei als Sternfahrt geplant worden. Mehr und mehr Heimatfreunde kamen aus allen Richtungen und gesellten sich hinzu, so dass man am Hofe Schulte-Übbing auf über 40 zurückblicken konnte. Dort warteten bereits die Heimatfreunde der Nachbargemeinde Ohne, die auch im Wachsen begriffen waren. Etwa 20. Maria Koers, Vorsitzende des Heimatvereins Ohne und Kirchspiel, hieß herzlich willkommen und sorgte mit so mancher humorvollen Anekdote zu den Höfen, bei denen die Grenze geradewegs über den Mittagstisch verlief, für lachende Gesichter. „Gekocht wurde in Niedersachsen, gegessen in Westfalen.“ Sie machte auf die Informationstafel am Grenzsstein aufmerksam. Eine solche soll im Laufe der nächsten Wochen an allen drei Grenzsteinen angebracht werden. Übrigens wurde an diesem Grenzstein, der lange Zeit auf dem Hofe Schulte-Übbing lag und den Ohner Heimatfreund ganz toll wieder hergestellt hatten, mit einem westfälischen „Klaoren“ angestoßen. Diese „Wasserwaage“ spendierte Schulte-Übbing. Nachdem man sich einhellig einig war, der Grenzstein stehe gut an Ort und Stelle, ging es bei einem sehr kalten Wetter weiter zum aus Rheine heimgekehrten Sohn. Die MV berichtete mehrfach. Werner Janning lieh dem Grenzstein seine Stimme, so dass dieser in humorvoller Weise in der Ichform über seinen 250 Jahre alten Lebenslauf berichten konnte. Aus dem Boden gerissen wurde er von einem Wettringer Landwirt, der hier Ackerflächen geerbt hatte, auf welchem Weg auch immer. Älteren Wettringern ist bekannt, dass viele Bewohner des Grenzbereiches nicht davon begeistert waren. Und so gab es beim Häckseln des Maises oft Ärger, denn es gerieten im Mais stehende Eisenstangen in ihn und sorgten für arge Schäden. So erzählte man damals.
Dank galt nochmals Siegfried Schubert, der als Heimatvertriebener großes Interesse an der Geschichte von Wettringen und Ohne hat und ihn in Rheine wiederfand. Vom wiederheimgekehrten Sohn ging es zum Dreiländereck. Dieser Grenzstein hatte seinen angestammten Platz nicht verlassen, führte aber über Jahre ein Dornröschendasein inmitten einer sehr wild gewachsenen Hecke. Gerodet worden war viel Gehölz und so fand sich auch dieser Grenzstein an einem würdevollen Platz. Mit einem „Söten“ wurde darauf angestoßen, er möge noch Jahrzente an die alten Zeiten dieser Region erinnern. Bernd Dircksen berichtete nochmals eingehend über deren Geschichte. Das Duhsenveen oder Dorßer Venn habe sich über eine Fläche von 300 Morgen nördlich vom Gut Harskamp bis vor die Tore Schüttorfs erstrekt und zur Brechter Mark gehört. Um diese habe es wegen der Nutzrungsrechte (Weiderechte, Holzeinschlag, Torfstich, Nutzung des Töpfertons) stets wieder Streit gegeben. Im 13. und 14. Jahrhundert hätten hier noch Wild- und Waldpferde gelebt. 1767 sei es dann zu einem Kompromiss gekommen. Man habe die Grenze festgelegt und 13 große Grenzsteine gesetzt. Bei der Beschriftung falle auf, dass es einmal M.P.L. heiße und ein anderes Mal B.P.L. Das M verweise auf die münterische, das B auf die bentheimsche Seite.
Vom Dreiländereck – nicht vom Zweiländereck – müsse man sprechen, denn hier seien die Graftschaft Bentheim, die Grafschaft Lingen und das Hochstift Münster aufeinandergestoßen.Mehr als drei Jahrhunderte habe es gedauert, bis von einer ersten Grenzabsprache im Raum Ohne im Jahr 1444 die Grenze zwischen dem Hochstift Münster und der Grafschaft Bentheim auf ihrer ganzen Länge durch die Brechte 1768 staatrechtlich verbindlich gezogen und markiert worden sei. Diese 1768 definierte Grenze sei durch den Staatsvertrag von 1833 bestätigt und durch zusätzliche Steine deutlich gemacht worden. Vom Grenzstein am Dreiländereck ging es zum Hof Eilering-Kartaus. Im Schafstall dieses Hofes hatte der Heimtverein Ohne und Kirchspiel ein leckeres Büfett zubereichtet. Nette Gespräch im rappelvoll besetzten Schafstall beendeten den so genanntgen Snadgang.