Hö/Damit hatte der Heimatverein Wettringen am Donnerstagabend nicht gerechnet:
Über 50 Zuhörer teilweise auch aus anderen Orten wie Laer, Neuenkirchen, Horstmar, Dreierwalde und Horstmar, interessierten sich für den Vortrag von Bernd Robben über das Heuerlingswesen in Nordwestdeutschland. Viele Wettringer kennen noch die Heuerlings - Häuser in den Bauerschaften Wettringens. Leider sind diese "Huerhüs" fast alle verschwunden oder teilweise umgebaut worden.
„Wenn der Bauer pfeift , dann müssen die Heuerleute kommen“, dieser seinerzeit übliche Anspruch charakterisiert die Machtverhältnisse im Dorf. Mittlerweile ist das gleichnamige Buch von Bernd Robben und Helmut Lensing in sechster Auflage erschienen. „ Aber wenn diese Auflage verkauft ist, drucken wir nicht mehr nach“, lächelte Robben. Er schlug in seinem Vortrag einen weiten Bogen vom Heuerlingswesen im 17.und 18. Jahrhundert bis zur Situation auf den Bauernhöfen nach dem 30-jährigen Krieg.
Es gab verschiedene Heuerlingsarten. Der Landarbeiter-Heuerling war am stärksten vertreten: ein bis drei Hektar, Kuhhaltung, Schweine, er musste drei bis vier Tage arbeiten. Es gab zum Beispiel in Ibbenbüren den Industrie – Heuerling, Auch in der Textilindustrie - von Nordhorn über Schüttorf bis Gronau - arbeiteten viele Heuerlinge als Textil-Arbeiter in den Spinnereien und Webereien des Landes NRW.
Robben: "Um 1850 kommt es zum Knall . Viele Heuerlinge wandern nach Amerika aus. Gar nicht vorstellbar was die Menschen dort alles aushalten mussten."
Natürlich schweifte er auch manchmal ab und berichtete was ihm die Menschen nach den Vorträgen noch erzählten.
Nach dem 30-jährigen Krieg ging es steil bergauf. „Der Sinn des Heuerlingswesens: Die Bauern hatten für die normale Arbeit auf dem Hof Knechte und Mägde. Das ist eigentlich eine ganz moderne Sache. Just in time. Wenn die Mähdrescher losfahren - dann mussten auch die Heuerleute kommen. Und wenn der Bauer pfiff - dann hatten sie zu erscheinen.“
Und noch ein Aspekt: Die kleinen Heuer - Häuser waren zum Teil doppelt belegt. Es war ja kaum Platz da für eine Familie. Und sie hatten teilweise sechs bis sieben Kinder. Und was bekamen sie vom Hof? Die Ecken die der Bauer nicht bewirtschaften konnte oder wollte. Den Preis der Heuer konnten sie mit dem Hollandgang abgelten.
Die Bauern seien bestrebt gewesen , die Heuer-Häuser aus den Materialien herzustellen , die die Umgebung bot.
"Die Heuerhäuser bestanden aus einem Holzständerwerk, das aus Gründen der Haltbarkeit aus Eichenholz errichtet wurde. Anschließend wurden Verzapfungen hergestellt, die eine enorme Festigkeit der Holzbauteile gewährleisteten.“ Die Bauleute beschmierten beide Wandseiten mit Lehm, in dem meistens gehäckseltes Stroh oder Kuhmist mit eingearbeitet war. In der Hälfte des 19. Jahrhunderts stellten die Bauern langsam auf Ziegel um.
Nach einer Stunde mit vielen Infos stellte sich Robben den zahlreichen Fragen der Besucher. Willi Heimann wollte es zum Schluss noch ganz genau wissen. "Was versteht man unter dem Begriff Heuer-Leute?" „Ganz einfach“, beantwortete er,“ unter Heuer versteht man sowohl die Miete oder Pacht wie auch das dafür zu errichtende Entgelt. Im deutschen Nordwesten ist dann dieses Wort für die Landpacht gebräuchlich geworden. “
Vorsitzender Werner Janning bedankte sich anschließend herzlich für diesen „informativen und kurzweiligen Vortrag“ bei Bernd Robben und wünschte allen Heimatfreunden noch eine gute Nacht.
Fotos: Hölscher