Die Abend-Radtouren des Heimatvereins Wettringen werden immer beliebter. Über 30 Teilnehmer freuten sich am Freitagabend am Heimathaus über eine interessante Strecke zwischen Feldern ,Wiesen und Wäldern in Richtung Horstmar-Leer. Am Anfang war es noch sehr stürmisch,  aber gegen Abend legte sich der Wind. Das Ziel, die Wassermühle Wenning in Horstmar-Leer, am Leerbach gelegen, war erreicht. Hier erwarteten der Besitzer der Mühle, Heinrich Wenning und der Vorsitzende des Mühlen-und Heimatvereins Leer, Josef Denkler,  die Radler aus Wettringen.

Kurz skizzierte Denkler die Baugeschichte der zwei Mühlen - Anlagen die bereits seit 1884 nachweisbar betrieben wurden.  1994 pachtete der Förderverein Technische Denkmäler e.V. -“ ab 2oo4 umbenannt in Mühlen-und Heimatverein Leer e. V.“ - die Wassermühle und den Müller-Kotten und restaurierte sie.  Anschließend betraten die Wettringer das Haus und mussten teilweise die Köpfe einziehen, denn die niedrige Deckenhöhe bereitete schnell Probleme. Früher waren die Menschen kleiner.  Und noch eine Besonderheit: Gegenüber dem Elternschlafzimmer befand sich eine Upkammer in der die Kinder schliefen. Der kleine Herd in der Küche , das Elternschlafzimmer - wie in einer Puppen-Stube. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben; jeden Augenblick kommen die Eltern herein, um sich für die Nacht vorzubereiten.

Hermann entdeckte einen Holz-Schlittschuh mit Leder-Verschnürung.  Auch der Balken mit seinen vielen Exponaten aus einer vergangenen Zeit begeisterte die Besucher. Es war alles da: von der  Feldschmiede bis zur Waschmaschinen-Sammlung. Mathilde fühlte sich beim Anblick des alten Fahrrades mit den zwei „Miälkdüppen“ an vergangene Zeiten erinnert:“ Mi denkt noch äss uss Mama mett't  Rad un Anhänge tot Melken in't Feld förde.“

Auch die Nistkästen-Sammlung mit den verschiedenen Nisthöhlen, die Demonstrationssammlung seltener Hölzer, der ausgestopfte Bussard unter dem Dach und der Schleier-Eulen-Kasten  auf einem Balken im Giebel erstaunten und begeisterten die Besucher. Die Maschinen zur Herstellung der Butter („Buotter-Kän)“ kannten viele Frauen noch aus eigener Anschauung. Großes Rätselraten gab es , als Heinrich Wenning Anni und Maria eine Glas - Flasche mit Verschlusskugel präsentierte. „Vielleicht könnten Säfte zur Gärung in diesen Flaschen haltbar gemacht worden sein“, meinte Hermann Hellermann.

Pause. Nach soviel Anschauungsunterricht schmeckten den Besuchern unter der hohen Linde, Bier, Wasser und Saft am Mühlstein vor dem Haus sehr gut. Anschließend schauten sich  einige Frauen den am Hof gelegenen  wunderschönen Garten  mit Funkien, Ziersträuchern, Hecken und sattgrünem Rasen an.

Und die Nachfolge-Generation , Landwirt Bernd  Wenning mit Frau und Tochter, wohnt in dem  wunderschön restaurierten ehemaligen Korn-Speicher am Hof.

Nach diesem Intermezzo stand in der Wasser-Mühle wieder die Technik im Vordergrund.

Kurt Hielscher zog an einem Hebel, das neu aufgebaute Mühlrad drehte sich und trieb den Mühlstein an. „Leider reicht die Wassermenge des Mühlrades aufgrund des niedrigen Wasserstandes nicht aus um Korn zu mahlen“, sagte Hielscher – und drehte den Hebel auf aus.

Feierabend.  Hermann Münning trieb zur Eile an. Aufbruch.

Über verschwiegene Pättkes in Richtung Burgsteinfurt, dann auf die Radbahn - erreichten die Radler gegen 22 Uhr wieder Wettringen.