Mit seiner Ausstellung „Wettringer Bahngeschichte“- traf der Heimatverein Wettringen den Nagel auf den Kopf. Eröffnet wurde sie am Sonntag. Spitzenmäßig die Audiovisions-Show „Wettringer Bahngeschichte“, die Heinz-Georg Vollmer einem spitzenmäßig vertretenen Publikum präsentierte. Niemand hatte an ein derartig großes Interesse von Eisenbahnfreuden zu träumen gewagt. Aus Wettringen und den umliegenden Orten fanden sie sich ein. Selbst bis nach Senden – Entfernung ca. 55 km – hatte dieser Termin sich rumgesprochen und ein Eisenbahner kam, um einige Ausstellungsstücke beizusteuern. Spitzenmäßig die Anerkennung für den Autor dieser Show, der mit ihr in die „gute alte Zeit“ entführte. Auge und Ohr konnten erfahren, wie es damals auf den Bahnhöfen war. Große Anerkennung gab es von Heinz Schulte aus Rheine, dem Inhaber des Metropoli, einem Kino für kleine Leute, und einer historischen Kino- und Filme-Sammlung. Bei ihm lagern historische Filme in einer solchen Menge, dass der Sammler, der seit einer Woche im Ruhestand ist, bezweifelte, er werde genügend Lebenszeit haben, diese vielen Kilometer Filmstreifen durchzusehen. Sein Versprechen: „Finde ich etwas von Wettringen, werde ich es euch geben.“ Gefunden hatte er bereits einiges vom Besuch dreier afrikanischer Stammeskönige in den 50er Jahren bei der Firma Cruse. Das war damals etwas Besonderes: Menschen mit einer ganz anderen Hautfarbe. Eine entsprechende CD übergab er dem Heimatvereinsvorsitzenden Werner Janning. Bis zum 18. April kann die Ausstellung werktags besucht werden in der Zeit von 9 – 12 Uhr und mittwochs von 14 – 17.30 Uhr.
In der Tat verdient diese Audiovision-Show von Heinz-Georg Vollmer jede Anerkennung. Alte Fotos und Baupläne entführten in die ersten Planungsjahre, gingen rund 115 Jahre in der Zeit zurück. Damals regierte in Wettringen noch Amtmann Tenholt, der nach Jahren Wettringen verließ. Seine Berufskarriere endete nicht rühmlich, er nahm es mit den Gesetzen nicht zu genau, und das hatte Folgen. Sein Sohnes, so berichtete vor einigen Jahren Presse, sei eine gefürchtete Nazigröße gewesen. Zu den Verdiensten von Amtmann Tnholt gehört es aber, den Bau der Eisenbahnstrecke Rheine – Neuenkirchen – Wettringen – Ochtrup tatkräftig betrieben zu haben. Günstig für ihn die Eisenerzfunde in Rothenberge, die aufgrund welcher Untersuchung auch immer für abbauwürdig erklärt wurden. Franz Cruse aus Wettringen und Christian Kerstiens aus Münster errechneten 50 bis 100 Doppelladungen Eisenerz täglich, wie es in Wilhelm Brockpählers Heimatbuch erwähnt wird. In großen Mengen sollten sie zur Verarbeitung abtransportiert werden. 1898 erklärte der preußische Staat, diese Strecke als Nebenstrecke selber bauen und verwalten zu wollen. Im Sommer 1903 konnte dann endlich mit den Arbeiten begonnen werden. Der erste Spatenstich für den Wettringer Abschnitt erfolgte am 03. August dieses Jahres. Am 12. Oktober 1905 konnte die Abnahme und am 14. Oktober 1905 die feierliche Eröffnung der Bahnstrecke erfolgen. Heinz Georg Vollmer: „Mit einer Feierstunde unter den Klängen der „Kaiserhymne“ fuhren die Honoratioren zur Eröffnung des Wettringer Bahnhofes von Rheine kommend nach Ochtrup und machten Zwischenstation in Wettringen.“ Die Gemeinde hatte nun einen ansehnlichen Bahnhof, in dem später die Dreiergruppe Brüning, Osterhage und Hartmann das Sagen hatte. Im Bahnhofsgebäude befand sich auch die Bahnhofsgaststätte, die von Hermann und Emma Lütke-Wenning betrieben wurde. Hier soll es angeblich das schmackhafteste Bier in Wettringen gegeben haben, was nicht unbedingt zum Vorteil der Bahnbediensteten war. So mancher Wettringer traf sich in diesem Gebäude in geselliger Runde. Heinz-Georg Vollmer ließ sich von vielen Zeitzügen aus dieser Zeit Geschichten und Dönkes erzählen. Zu der Audiovisions-Show interviewte er Zeitzeugen, übernahm die Aussagen in seine Audiovisions-Show und ergänzte mit einem Foto des jeweiligen Zeitzeugens. Soweit Zeitzeugen anwesend waren, wurde der Ton abgestellt und sie konnten selber berichten. Zeitzeugen waren u.a. Anneliese Brüning, Schwiegertochter von Franz Brüning, Paul und Gregor Krümpel, Johannes Schoo. So auch der verstorbene Rudi Osterhage, dessen Vater zum Stamm der Bahnbediensteten in Wettringen gehörte. Paul und Gregor Krümpel waren zurzeit des II. Weltkrieges und danach im passenden Alter und benutzten Signale der Bahn, um Streiche zu spielen. Das war zu der Zeit noch möglich, ohne dass große polizeiliche Ermittlungen wegen Gefährdung des öffentlichen Verkehrs folgten. Angemerkt sei, dass ältere Wettringen vor Jahren erzählten, über diese Bahnstrecke sei auch der letzte deutsche Kaiser nach Holland geflohen. 30 Jahre sei es her, führte Heinz-Georg Vollmer aus, dass der letzte Zug Wettringen verlassen habe. Er bekundete seine und der Bahnfans Freude darüber, dass die Bahnstecke als wunderschöne Wander- und Radweg erhalten geblieben und gestaltet worden sei. Ein Naturschutzgebiet habe sich entwickelt und mit modernen Rädern könne man leichthin Abstecher zu vielen Sehenswürdigkeiten machen. Heinz-Georg Vollmer kann man eines bestätigen: „Es war ein sehr schöner Nachmittag“, dessen Wiederholung der Heimatvereinsvorsitzende Werner Janning zusagte. Heinz-Georg Vollmer dankte allen, die ihm bei der Erstellung der Show geholfen hatten und verwies auf das nur noch in wenigen Exemplaren erhältliche Buch „(K)ein Anschluss für Wettringen“ von den Autorinnen Stefanie Dankbar und Gudrun Schröder. Stefan dankbar heißt heute Engels und ist Gymnasiallehrerin, Gudrun Schröder heißt heute Dahme und ist Verwaltungsrichterin in Münster. Sie wohn mit ihrem Mann Michael Dahme auf Haus Alst.