Mit einem Ansturm und einer den Platz am Heimathaus überfüllenden Völkerschar rechnete der Vorstand des Heimatvereins Wettringen, als er die Gestaltung des Denkmaltages plante, durchaus nicht. Es war bewusst: In jeder Gemeinde wird anlässlich dieses Tages etwas organisiert. In Wettringen liefen, was bekannt war, am Denkmaltag gleichzeitig die Wettringer Reitertage. Man war am Sonntag erstaunt, dass doch noch so manch einer den Weg auf das Heimathausgelände fand. Von 11 – 18 Uhr kamen immer wieder Interessenten. „Der rege Besuch stellt uns zufrieden“, hieß es. Bereits am frühen Morgen rückten die Senioren und weitere Helfer und Helferinnen an, um alles bei dem sich ankündigenden herrlichen Wetter für Gäste vorzubereiten. Tische und Stühle wurden draußen aufgestellt und Tischdecken mussten her. Die Nordwalder Korbflechter rückten an und nahmen in der Remise platz, Hermann Münning baute seine Seilerei auf , die Waschfrauen bereiteten alles vor, um das Wäschewaschen von früher zu demonstrieren. Hilfreich waren die Kiepenkerle. Sie stellten sich als Wasserträger zur Verfügung und schleppten es in Eimern und Fässern herbei. Späterhin waren sie auch gewissermaßen als „Wasserträger“ in Aktion. Sie begrüßten die Besucher mit einem Wettringer Aufgesetzten und einem Wettringer Kräuterlikör. Beides gibt es seit geraumer Zeit und geht angenehm über die Zunge. Beim genießen stößt man mit den Nachbarn an wünscht sich etwas Gutes. Das tat man auch mit den Eheleuten Farshid Valizadeh Arshad und Zahra Miabadi, neues Hausmeisterehepaar des Pfarrzentrums, das mit Beifall willkommen geheißen wurden. Der Wunsch: „Wir stoßen auf eine gute Nachbarschaft an.“ So beginnt Integration, die nicht einseitig entstehen kann. Albert Biefang baute seine Schlosserwerkstatt auf, und im Verlauf des Tages hatte so manches Kind bei ihm und auch bei Hermann Münning seine Freude. Man durfte nicht nur zuschauen, sondern Seile herstellen helfen oder sich als kleiner Schlosser betätigen und den Hammer schwingen, um rotglühendes Eisen in Form zu bringen. „Darf ich das mitnehmen“, wurde oft gefragt, und die Kleinen durften das von ihnen gefertigte Produkt in Empfang nehmen. Der Oldtimer-Traktorenclub, dem für die gute Zusammenarbeit seitens des Heimatvereins gedankt wurde, rückte mit seinen Traktoren an, die bei vielen großes Interesse fanden und bei Älteren Erinnerungen hervorriefen. Besonders groß war das Interesse am Lanz-Bulldog von Hermann Hellermann. Wer dieses alte Schätzen gesehen hatte, als er es erwarb, der wunderte sich über den heutigen Zustand. „Wie neu!“ Damals durfte man die Karosserie kaum anticken, und schon brachen Rostteile heraus. Aber: Der Motor und was sonst wichtig war, war ok. Als Landmaschinenmechaniker ließ Hermann Hellermann ihn wiedererstehen. Und gab gerne Erläuterungen: Der Bulldog-Motor sei ein etwa 1918 entwickelter Glühkopfmotor und sei ein selbstzündender Verbrennungsmotor mit innerer Gemischbildung und niedriger Verdichtung. Er arbeite nach dem Zweitaktverfahren mit Kurbelgehäuse-Auflassung. Zum Starten müsse die Glühnase im Zylinderkopf mit einer Lötlampe zum Glühen gebracht werden. Hermann Hellermann erläuterte nicht nur, der demonstrierte es, und wenn dann schwarzer Rauch aus dem „Schornstein“ quoll und das Röhren des Motors ertönte, dann war das Musik in den Ohren der Fans. Gerne schaute man den Korbflechtern zu und besuchte die Ausstellung „Turms“ der Wettringer Künstlers Rüdiger Brede im Schafstall aufgebaut hatte. Die Kunstwerke waren allesamt aus „Müll“ der ehemaligen Ziegelei Schnermann hergestellt worden, aus alten Klinkern oder aus den Steigeisen des großen Schornsteins. Besonderes Interesse bekundete hier Heinrich Schnermann, dem die Ziegelei einmal gehörte. Gerne steuerte er ein großes Bild der Ziegelei bei. Man konnte die Kunstwerke nicht zur bestaunen, sondern hörte aus dem Nebenraum die Geräusche, die früher während der Produktion die Halle füllten. Eine sehenswerte Ausstellung. Während Rüdiger Brede im Schafstall Skulpturen ausstellte, zeigte die Neuenkirchener Künstlerin Brigitte Ernsting im Heimathaus ihre wunderschafen Gemälde. Zu Beginn des Tages brachte Heimatvereinsvorsitzender Werner Janning die Geschichte des Hauses in Erinnerung und Bürgermeister Rauen dankte dem Heimatverein, dem Förderverein Haus Ahlers und vielen anderen Helfern, dass sie im Laufe der Jahre das Haus um so manches Gebäude erweitert hatte und für die ständige Pflege. Werner Janning: „Dieses Haus ist ein mit Leben erfülltes Haus und nicht nur Museumsstück.“ Bei so manch einem ging ein Schmunzeln beim Gang zur Toilette übers Gesicht, als er das von Diester Nyhues in Kalligrafie geschriebene Sprüchlein über der Tür las: Hier werden gesammelt von Mann und Frau Liebesgaben für den Ackerbau. Es drücke jeder mit aller Kraft für die notleidende Landwirtschaft.