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Im Zuge der Ortsverschönerung wurde an die Bewohner appelliert, die Vorgärten zu pflegen und die Fenster mit Blumenkästen zu schmücken. In den späteren Jahren folgte eine Prämierung der schönsten Vorgärten und Fenstergestaltung in Zusammenarbeit mit dem Obst- und Gartenbauverein. Auch im Naturschutz engagierte sich der Heimatverein. Er ftrderte die Anpflanzung von Wallhecken.

Eine weitere größere Veranstaltung folgte im neuen Saal der Wirtschaft Stein mit der Aufführung "Die Westfälische Bauemhochzeit". Hierbei wurde auch das alte Wettringer Kistenwagenlied "Den Bußtenbaum" in Erinnerung gebracht.

Im Jahre 1938 wirkte der Heimatverein an der Gestaltung der 1100 Jahrfeier der Gemeinde Wettringen wesentlich mit. "Heute ist Wettringen - so schrieb damals der Landrat Dr. Krupp in seinem Grußwort zu Festschrift der Gemeinde - ein schmuckes Dorf, das den Willen hat, im Wett-Ringen das schönste Dorf des Kreises Steinfurt zu werden". Dieses Bestreben ist durch kriegsbedingte Aufgaben unterbrochen worden.

In der Kriegszeit war die Tätigkeit des Heimatvereins stark eingeschränkt. Von Zeit zu Zeit - besonders zu Weihnachten schickte der Heimatverein zusammen mit der Gemeinde Heimatbriefe und Päckchen an die Soldaten der Gemeinde.

Nach dem Kriege - etwa 1946 - wurde der Heimatverein unter dem Vorsitz von Franz Brüning neu belebt. Die Militärregierung gab dem Heimatverein als ersten Verein der Gemeinde Wettringen die Genehmigung zur Abhaltung öffentlicher Veranstaltungen. So bekam das kulturelle Leben in Wettringen einen beachtlichen Aufschwung. Es fanden Heimatabende u. a. mit Wilm Böckenholt, Tönne Vormann, Pater Gregor Schwake, Fraru Mehring, Wilhelm Borckpähler statt. Verschönert wurden diese Veranstaltungen durch dieMitwirkung der neuen Volkstanzgruppe unter der Leitung von Konrektorin Frl. Katharina Heuing. Der l. Vorsitzende Franz Brtining stellte bald nach der Neubelebung des Vereins Verbindungen zur Volkskundlichen Kommission des Westfiilischen Heimatbundes her, wo wertvolle Beiträge über Sitten und Gebräuche und altes Handwerk festgehalten wurden.

Eine wichtige Aufgabe sieht der Heimatverein in der Pflege der Tradition. So sind die alljäihrliche Nikolausfeier, die der Heimatverein Anfang der 50er Jahre eingeführt hat; ebenso das Lambertussingen und die St. Martinsfeier erwähnenswert. Eiserkuchen werden auf dem Nikolausmarkt gebacken.

Ein alter Brauch bei der Fronleichnamsprozession hat sich im weiten Umkreis nur in Wettringen bis heute erhalten, das "Torsten"-Tragen der Jungen, die in dem jeweiligen Jahr zur 1. hl. Kommunion gegangen sind. Um die Spitze eines Stabes von 1,00-1,20m Länge, meistens ein Besenstiel, wird ein Strauß aus Buchsbaum, früher Bickbeerengrün, gebunden, etwa 40-50 cm lang. Darin werden bunte Blumen gesteckl und oben mit einer Krone aus Schilf geschlossen. Bei der Prozession gehen die Kinder dann als Torstenträger mit.

1963 feierte die Gemeinde ihr 1125-jähriges Bestehen. Die Festwoche begann mit einem Kreisheimattag in Rothenberge. In der Folgezeit veranstaltete der Verein alljährlich einen ,,Heimatnachmittag" bei Kaffee und Weggenstuten. Diese Tradition wird bis heute weitergeftihrt.

Bei der Einführung von Straßenbezeichnungen ist der Heimatverein auch heute noch führend beteiligt. Unterstützung vom Heimatverein bekam Wilhelm Bröckpähler, als er das Buch "Wettringen - Geschichte einer münsterländischen Gemeinde" schrieb und das heute in fast jedem Haushalt steht.

Das steinerne Zeugnis aktiver Heimatliebe ist das "Haus Ahlers - ein Heimathaus für Wettringen" - dieses Baudenkmal, der Wiederaufbau des ältesten Bauernhauses Wettringens im Kern ist eine lebendige Begegnungsstätte mit der Vergangenheit. Hier haben sich der Heimatverein und die Gemeinde verpflichtet, das Erbe seiner Vorfahren zu bewahren. Viel Zeit, Geld, Arbeitskraft und Idealismus wurde investiert, um dieses "Denkmal" zu erhalten.

Auch in den inzwischen vergangenen Jahrzehnten gingen dem Heimatverein nie die Aufgaben aus. An vielen Beispielen lässt sich ohne Mühe belegen, dass der Heimatverein nach wie vor seiner Satzung und der darin genanntenZiele voll und ganzgerccht wird.

Wäihrend man in den vergangenen Jahren Tagesfahrten durchftihrte, sind die Mehrtagesfahrten sehr beliebt. Deutschlands Städte und Landschaften werden erkundet. So führten die Fahrten u. a. an den Bodensee, in die neuen Bundesl2inder, in den Odenwald, ins Altmühltal. Auch auf mehrtägigen Radtouren - Steinhuder Meer, Frankenland - lernten die Teilnehmer Deutschland kennen. Im Sommer werden 14-tägig Radwanderungen in und um Wettringen gemacht. Diese erfreuen sich großer Beliebtheit. Groß ist auch die Zahl der Teilnehmer bei der alljährliche Winterwanderung um Wettringen.

Alljährlich findet auch das Weihnachtsliedersingen im Heimathaus statt. Im Feuer des Herdfeuers werden Eiserkuchen gebacken, die dann zum Glühwein angeboten werden.

Sehr aktiv sind einige Mitglieder im Heimathaus. Jede Woche treffen sich einige Männer, die die Außenpflegearbeiten am Heimathaus ehrenamtlich durchführen.

Seit vielen Jahren gibt es im Heimathaus am Aschermittwoch das "Heringsessen", das schon zur Tradition geworden ist. Etwa 600 Heringe werden von Mitgliedern des Heimatvereins eingelegt und dann zur grauen Erbsensuppe verkauft. Sogar aus der Umgebung Wettringens kommen die Liebhaber dieses Essens.

Im Winter trifft sich 14-tägig die Gruppe der Ahnenforschung. Diese Gruppe hilft beim Erstellen der Ahnentafel.

Der Begriff "Heimat" hat sich verändert, denn die Menschen leben nicht mehr unbedingt ihr ganzes Leben am selben Ort wie unsere Großeltern. Wir sind mobil und leben in einer Zeit,in der moderne Technologie Kommunikation über große Distanz ermöglicht. Man kann sich deshalb fragen, ob die Pflege solcher Traditionen noch zeitgemäß ist. Heimat gibt ein Geftihl der Zusammengehörigkeit, der Gemeinschaft, der Bindungen unter den Menschen. Überliefertes Kulturgut zu bewahren, Traditionen fortzusetzen, sich dem Neuen nicht verschließen, diesem Ziel hat sich der Heimatvereins Wettringen verschreiben.